Die letzten Tage haben sich die Ereignisse bei uns überschlagen und wir haben die letzten zwei Tage wirklich ein Dachzeltabenteuer erlebt. Es gab also einen Rückzug ins Dachzelt.
Fahrt auf die Halbinsel Sinis
Die Fahrt von Alghero auf die Halbinsel Sinis führt an einer tollen Panoramastraße direkt am Meer in Richtung Süden. Wir fahren die Strecke bis Bosa zum zweiten Mal und es wird definitiv nicht langweilig. Es fühlt sich fast so an, wie in den USA den Highway 1 zu fahren. Kurz vor der Halbinsel machen wir noch einen kurzen Halt und da ist es dann passiert. Der Kofferraum war nicht richtig zu und unser toller Küchenauszug hat sich selbstständig gemacht. Im Rückspiegel haben wir beide nur noch alle unsere Küchenutensilien auf dem Boden rumliegen sehen. Unsere verdutzen Gesichter waren sicher zum Lachen.
Alle Küchenutensilien haben den Absturz gut überstanden, nur die Scharniere des Klappelements haben die starke Belastung nicht ausgehalten und sind durch gebogen. So richtig schließt unsere Küchenbox jetzt nicht mehr und stabil ist sie auch nicht mehr. Vor zwei Wochen hätten wir sicher nicht so darüber lachen können, wie wir es jetzt tun. Mit diesem Verlust können wir gut auf unserem Dachzeltabenteuer umgehen. Kochen können wir noch, die Ablagefläche ist halt jetzt schräg und nicht mehr zu gebrauchen. Was solls!
Eventuell kann Tobias noch zwei Scharniere miteinander tauschen und wir bekommen etwas mehr Stabilität zurück.

Der Quarzkörnerstrand und Rückzug ins Dachzelt
Der Quarzkönerstrand der Halbinsel Sinis gehört zu den fünf beliebtesten Stränden auf Sardinien und wir können das absolut nachvollziehen. Warum? Der Strand fühlt sich einfach nur toll unter den Füßen an. Es ist nichts rau oder tut weh, alles ist geschmeidig. Er geht leicht von den Füßen und klebt nicht an der Haut wie normaler Sand. Auch für Maivi ist es super. Sie kann buddeln und sandeln ohne wirklich dreckig zu werden. Das ist natürlich auch perfekt für uns, da wir sie nicht aufwändig waschen müssen.
Außerdem war der Strand etwas abgelegen und nur über eine unbefestigte Straße zu erreichen. So waren nur wenig Menschen dort und wir hatten einen tollen Stellplatz für unsere nächste Nacht im Dachzelt. Die Polizei kam auch kurz vorbei und hat überprüft, ob wir “Campingverhalten” zeigen, was wir aber nicht getan haben. So hatten wir für den restlichen Abend und Nacht unsere Ruhe. Kein Campingverhalten war in unserem Fall ein schnelles One-Pot-Gericht auf der Decke, ohne Tisch und Stühle.
Der Tag, wie auch die Nacht waren allerdings sehr windig. Wir waren aber gut vorbereitet und der Stellplatz war einfach perfekt. So haben wir über die lauten Windgeräusche in der Nacht gerne hinweg gesehen. Es war einfach traumhaft. In der Nacht hatten wir einen sternenklaren Himmel und wir konnten mit bloßem Auge die Milchstraße sehen.
Morgens haben wir gemütlich im Dachzelt gefrühstückt und dann langsam alles zusammen gepackt. Was ein tolles Dachzeltabenteuer!


Die Stadt Tharros
Als nächstes haben wir uns die archäologischen Ausgrabungen der Stadt Tharros angeschaut. Das hat uns schon sehr beeindruckt, da die Stadt am Ende des 8. Jahrhunderts gegründet wurde. Es gibt eine große breite Straße, eine Befestigungsmauer und drei Termen sowie verschiedene Tempel. Bekannt sind wohl die zwei Steinsäulen am Ufer.
Mit dem Eintritt bekommt man einen Flyer und an den verschiedenen Punkten stehen große Tafel mit Erklärungen, auch in deutsch. Für den Eintrittspreis hatten wir etwas mehr erwartet, aber wenn man in der Ecke ist, ist es auch ganz interessant. Ein muss, ist es aber nicht.


Der wilde Südwesten von Sardinien
Nach der Halbinsel Sinis ging unsere Tour weiter in Richtung Süden. Immer das Meer auf unserer rechten Seite – im Westen. Unglaublich wie schön die Landschaft hier doch ist und wie ursprünglich und leer. Kaum Siedlungen oder bewohntes Gebiet. Wahrscheinlich wurden deshalb auch ständig Übungen mit den Düsenjets geflogen. Bis zu sieben Düsenjets konnten wir am Himmel zählen und zusehen, wie sie Formationen übten.
Das erste Dachzeltabenteuer ist die Brücke von Marceddi auf der SP69 und geht über ein verrostetes Autowrack auf der SP4 über steile Abhänge weiter. Schlussendlich halten wir an der Costa Verde in Portu Maga. Dort wollen wir unsere zweite Nacht im Dachzelt verbringen.
Ein Stellplatz war auch relativ schnell gefunden, wobei wir schon darauf achten mussten, dass wir nicht zu weit in die unbefestigten Straßen fahren und riskieren im Sand stecken zu bleiben. Irgendwie machen sich bei uns Erinnerungen von Australien bemerkbar. Und auf so manche Offroad-Erfahrung müssen wir noch zurück greifen.
Das Abendessen sollte wieder klassisch ohne Campingverhalten stattfinden. Aufgrund des Windes müssen wir das Auto zuerst gegen den Wind ausrichten, damit wir kochen können. Anschließend wieder umstellen, damit wir windstiller Essen können und anschließend müssen wir das Auto so hinstellen, dass wir im Wind mit dem Dachzelt stehen. Aber der Wind war mittlerweile so stark, dass es uns in regelmäßigen Abständen den Sand ins Essen geblasen hat. Auto und Essplatz ausrichten hat da auch nichts mehr gebracht. Du kennst doch sicher das unangenehme Gefühl, wenn es zwischen den Zähnen knirscht. Da ist dann bei uns langsam die Stimmung gekippt und ein neuer Feind war geboren: Der Wind!
Unseren Stellplatz haben wir aufgrund des Windes schnell aufgegeben und beschlossen, ein wenig weiter zu fahren. Vielleicht finden wir ein besseres Örtchen zum Nächtigen mit weniger Wind oder zumindest mit weniger Sand. Das die nächste Station aber schon die Dünen von Piscinas sind, hatten wir nicht so recht auf dem Radar. So schlitterten wir unwissend in unser nächstes Dachzeltabenteuer.
Die geteerte Straße endet bei den Dünen und wir müssen auf unbefestigter Straße weiter. Das wir noch zwei Bachläufe überqueren müssen hatten wir allerdings auch nicht eingeplant. Den ersten haben wir mit Bravour gemeistert. Anhalten, Aussteigen, Wassertiefe prüfen, beste Überquerung diskutieren, wieder einsteigen und losfahren. Hat alles wunderbar geklappt. Bei dem zweiten Bach also alles wieder auf Anfang, nur das wir bei der Prüfung der Wassertiefe ein ungutes Bauchgefühl hatten. Auch bei der Diskussion der besten Überquerung kamen keine neuen Erkenntnisse. Also haben wir entschieden, nicht mehr weiter zu fahren und umzudrehen. Schließlich haben wir kein Allradauto. Ein Stellplatz ohne Wind und ohne Sand war nicht in Aussicht.



Wir kämpfen gegen den neuen Feind
Eins zu Null für den Wind! Wir entschieden uns für einen Stellplatz direkt am Meer mit viel Wind und Sand. Immerhin hatten wir hier wenigsten wieder Internet. Die Stimmung und Nerven waren am Boden. Wir hatten Kopfweh und der Wind wurde immer stärker und fegte über uns und das Dachzelt.
Trotzdem schaffen wir es irgendwie alle ins Zelt. Den Abend verbringen wir mit der Suche einer neuen Ferienwohnung für den nächsten Tag. Dieses Mal geplant und trotzdem ungeplant. Eigentlich hatten wir schon eine Ferienwohnung in Aussicht, aber diese war dann doch schon weg. Bei den Preisen kommen wir immer wieder zurück auf eine Ferienwohnung, da die Campingplätze oft annähernd das Gleiche kosten. So wählen wir den bequemeren Weg.
Leider wird Maivi durch den starken Wind immer wieder wach und das ganze Zelt wackelt. Wir stellen leider fest, dass wir das Zelt nicht optimal gegen den Wind ausgerichtet haben und müssen noch einmal umparken. Natürlich müssen wir Maivi aus dem Zelt nehmen und sie wacht auf. Einmal mit Vollgas durch die Schei*e! Zwei Null für den Wind!
Mit dem Umstellen können wir endlich einen Punkt gut machen! Aber es steht immer noch Zwei zu Eins für den Wind! Dieser nimmt die Herausforderung an und verstärkt mit späterer Stunde noch einmal die Intensität. Wir befürchten, wir heben inklusive Dachzelt ab. Drei zu Eins für den Wind. Er peitscht gegen das Dachzelt und scheint uns weiter herauszufordern. Wir ducken uns jetzt aber lieber nur noch, versuchen unserer Kräfte zu sammeln und zu Schlafen. Guter Schachzug von uns. Der Wind wird müde und schläft schlagartig gegen ein Uhr ein. Drei zu Zwei – wir holen auf!
Doch der Wind ist immer noch in Spiellaune. Gegen fünf Uhr morgens hat er wieder Kräfte gesammelt um uns schlagartig alles um die Ohren zu hauen. Eigentlich dachten wir, wir gehen als die Sieger vom Platz. Da haben wir uns getäuscht. Vier zu Zwei für den Wind! An Schlaf war nicht mehr zu denken, Maivi bekommen wir nur noch mit viel Stillen ruhig. Eigentlich wollen wir das Spiel nur noch abbrechen, aber da müssen wir wohl durch. Verloren haben wir schon lange. Schlussendlich schlafen wir völlig erschöpft wieder ein. Der Wind kann uns mal! Das scheint er auch gemerkt zu haben. Als wir morgens um halb acht aufwachen, hören wir nur noch das leise Wellenrauschen im Hintergrund. Was für eine Nacht auf unserem Dachzeltabenteuer!
Ach so, wir haben uns eigentlich nur für eine Nacht im Dachzelt entschieden, da der Wetterbericht eine leichte Brise angekündigt hatte. Wir hatten eher das Gefühl mitten im Orkan zu Schlafen.
Offroadabenteuer auf der SP4 durch die Dünen von Piscinas – Das Highlight im Dachzeltabenteuer
Die Umkehr am zweiten Bachlauf lässt uns nicht los! Es kann doch nicht sein, dass wir so weit gefahren sind und nun einfach umkehren müssen. Wegen einem kleinen Bach! Die Nacht war so bescheiden und wir brauchen dringend etwas Aufmunterung! Ist es dann richtig sich direkt ins nächste Abenteuer zu stürzen? Wir beraten uns und entscheiden: Ja, wenn Schei*e, dann mit Vollgas! Also los!
Dieses Mal werden wir allerdings belohnt. Der Bach war ein Bach und überhaupt kein Problem. Wir haben uns einfach zurück an Australien erinnert und sind mit Vollgas durchgefahren. Ob man jetzt mit einem alten Fiat Panta durch den Bach kommt, bezweifeln wir, aber mit unserem Quashi ist es kein Problem! Wir fühlen uns super und können nicht nachvollziehen, warum man hier einen riesigen Allrad-Truck braucht. Auf den Dünen sehen wir zumindest auch kein Auto oder Truck fahren.
Unsere Route führt uns auf unbefestigter Straße weiter zu den Dünen von Piscinas und zu dem verlassenen Minendorf Ingurtosu. Beides für sich ein Highlight auf unserem Dachzeltabenteuer.
Übrigens hat Maivi die ganze Aufregung völlig verschlafen.




Porto Flavia
Unser Dachzeltabenteuer führt uns weiter über Buggeru und den Strand Cala Domestica weiter nach Porto Flavia. Dort steht wieder eine riesige und verlassene Mine. Jede Mine hat ihren eigenen Scharm, aber langsam sehen wir uns doch satt an den vielen Minen. Bei dieser Mine sehen wir immerhin noch viele alte Geräte und Maschinen. Außerdem ein großes Schienensystem und die typischen Minenwagen,
In Porto Falvia halten wir nur kurz für den Blick auf den Pan di Zucchero (Zuckerhut) und den Blick auf Porto Falvia. Das ist ein Einschiffungshafen, der direkt in die Steilküste eingelassen ist. Wir sehen allerdings nur den Turm des Hafens. Für die komplette Ansicht müssten wir auf das Wasser.
Wir sind gespannt, ob du den Turm auf dem Bild finden kannst.



Einzug in Ferienwohnung Pula
Nach einer weiteren Stunde Autofahrt kommen wir endlich in unserer neuen Ferienwohnung in Pula an. Die Ferienwohnung liegt ebenerdig und hat eine Küche, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer. Für 29 € die Nacht ein günstigstes Schnäppchen. Wir kaufen nur noch ein, arbeiten und fallen nach diesen tollen Tagen müde ins Bett.
Vorerst mal wieder eine Pause für das Dachzelt. Eins ist für uns schon klar, die restliche Zeit auf Sardinien werden wir Dachzelten und Ferienwohnung im Wechsel machen.
Aber das ist für hier völlig okay und wir fühlen uns wohl auf unserem Dachzeltabenteuer.
Die zweite Coronawelle macht auch vor Sardinien keinen Halt.
Wie es mit uns, unserer Dachzeltreise und Corona auf Sardinien weiter geht, erfährst du im nächsten Beitrag.
Bis bald
Maivi, Alissa und Tobias